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Radio “0”
von Daniel Kemeny y Jonathan Frigeri

Radio “0” by Daniel Kemeny y Jonathan Frigeri

Die Radia als reiner Mechanismus der Empfindungen, als Empfangsverstärker und als Transfiguration der von lebenden und toten Geistern gesendeten Schwingungen, als zeitlose Kunst im Raum ohne Gestern und Morgen. Marinetti & Masnatta 1933

Durch die Errichtung von mobilen Netzwerken und Antennen, die auf den Raum oder auf die Ozeane gerichtet sind, haben Künstler Horizonte von Möglichkeiten des Sehens und der Interaktion mit der Welt eröffnet. Armin Medosch

Nach dem Zweiten Weltkrieg verbesserte das Radio seine Technologie und seine Popularität nahm weiter zu. Die Epoche stand unter dem Zeichen der Ankunft der Massenmedien: Die Übertragung elektromagnetischer Signale von einem Sender zu einem Empfänger ermöglichte per Knopfdruck die Verbindung eines Privatraumes mit der Welt. Aus dem Privatraum wurde ein Raum für öffentliche Darstellungen. Mit der Zeit änderten sich die Inhalte, wurden mehr, hinzu kam die Beteiligung des Publikums – so wurde der öffentliche Raum privat. Das Radio war lediglich der Beginn dieses Transfers.

Radio „O“ möchte ein unsichtbares Stück Realität in einen Ausstellungsraum versetzen und die Verbindungen zwischen Ton und Wissen der Gesellschaft diskutieren, ohne in die Ausstellung eines bestimmten Mediums zu verfallen. Die Gesellschaft soll mithilfe des Tons als möglichem Werkzeug zur Überwachung der individuellen Handlungen porträtiert werden. Interessant ist das Potenzial des Tons zur Analyse der Nichtorte, kombiniert mit der Möglichkeit, soziale Probleme durch den Einsatz von Ton als konzeptuellem und analytischem Material sichtbar zu machen. Eine Ausstellung, die sich auf die Beziehung zwischen Ton und Gesellschaft konzentriert, ist mehr als eine physische Architektur eines gemeinsamen Raums, weil sie den physischen Raum als Kontrapunkt zur Immaterialität des Tons braucht. Deshalb hat Radio „O“ zwei Dimensionen, die immaterielle der radiophonischen Welt und den physischen Raum der Ausstellung. Radio „O“ kann im Internet und auf einer UKW-Frequenz gehört werden. Der Ausstellungsraum dient als Projektionsfläche und Brutstätte des Tons. Das Radio unterscheidet sich von den übrigen Medien durch seine Fähigkeit, in verschiedenen Kontexten zu übertragen: Es kann an privaten Arbeitsplätzen, im Auto, am Handy, zu Hause, etc. gehört werden. Diese Flexibilität ermöglicht eine Erweiterung der kulturell definierten Orte. Es kann in eine künstlerische Institution aufgenommen und gleichzeitig in der alltäglichen Umgebung gehört werden. 

Fähig sein, das zu tun, was du tun willst, aufmerksam und im passenden Moment da zu sein, sich des physischen und sozialen Umfeldes bewusst zu sein; aufmerksam und genau zuhören, um Gefühltes in eine Möglichkeit oder Chance zu verwandeln. Fähig sein, den Handlungslauf unbeirrt umzulenken, wenn die Situation es erfordert. Fred Frith (über die Improvisation) 

Radio „O“ wird ein öffentlicher Raum, in dem die Leute sich versammeln können, Radio hören, Livemusik hören, Gespräche führen können über Themen, die für die Menschen am Ort aktuell sind. Radio „O“ wird ein UKW-Sender im öffentlichen Raum und gleichzeitig ein Radio und ein Webarchiv zur Suche auf der ganzen Welt. Radio „O“ wird ein Gemeinschaftsplatz, der die Personen zum aktiven oder passiven Mitgestalten des Projekts einlädt. Und Radio „O“ wird ein Ausstellungsraum, in dem der Ton in Sprache und Bild umgewandelt werden kann.

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Daniel Kemeny und Jonathan Frigeri:

Daniel Kemeny (*1981). Studium der Bildhauerei an der Accademia delle belle arti in Bolonia und Kunsthochschule Berlin. Arbeitete in verschiedenen künstlerischen Projekten und Residenzen, u.a. bei Radio Margarethe Box, ein radiophonisches Projekt.

Jonathan Frigeri (*1978) Lebt und arbeitet in Genf und Berlin. Diplom, u.a. als Electronic in audio and video. Seit 2009 Forscher, Laptopradio.org, eine experimentelle Struktur, die die Möglichkeiten von Radio Networking und Streaming (Webradio) erforscht.

Radio „0“möchte ein unsichtbares Stück Realität in einen Ausstellungsraum versetzen und die Verbindungen zwischen Ton und Wissen der Gesellschaft diskutieren, ohne in die Ausstellung eines bestimmten Mediums zu verfallen. Die Gesellschaft soll mithilfe des Tons als möglichem Werkzeug zur Überwachung der individuellen Handlungen porträtiert werden. 

www.danielkemeny.com/ / www.zonoff.net/jf/

Das Goethe-Institut und die übrigen Projektpartner übernehmen keine Verantwortung von den getätigten Aussagen der Künstler in ihren jeweiligen Projekten.