Hintergrund

II. Deutsch-Spanische Kulturbegegnung. Kultur des Erinnerns

Berlin 26. - 28. de Mai 2005
Memoria

Nachdem im Juni 2002 unter dem Titel „Die deutsch-spanischen Kulturbeziehungen im europäischen Kontext: Bestandsaufnahme, Probleme, Perspektiven“ das erste Symposium stattfand, das gemeinsam vom Goethe-Institut und Instituto Cervantes organisiert wurde, widmete sich das vom 26. bis 28. Mai 2005 stattfindende zweite Symposium dem Umgang mit der Vergangenheit in beiden Ländern, der Auseinandersetzung mit dem spanischen Bürgerkrieg, der „Transición“ und der jungen spanischen Demokratie sowie jener mit dem Nationalsozialismus, der SED-Diktatur sowie der Wiedervereinigung in Deutschland.

Intellektuelle, Wissenschaftler und Schriftsteller beider Länder diskutierten dabei u.a. über Themenstellungen wie Verdrängung und Aufarbeitung; Erinnerung und Zukunft; Ideale und Erwartungen an neue Generationen; „oral history“ und die Rolle der Überlebenden und Zeitzeugen dieses geschichtlichen Abschnitts; Erinnerung in der Literatur und im Kino.

Obgleich der Spanische Bürgerkrieg und die Franco-Diktatur einerseits sowie der Holocaust und die Teilung Deutschlands andererseits singuläre und unvergleichbare historische Ereignisse darstellen, bedeuten sie doch jeweils traumatische Schlüsselerlebnisse, die einen tiefsitzenden Stachel hinterlassen und die Gesellschaften Spaniens und Deutschlands im 20. Jahrhundert entscheidend geprägt haben. Der Umgang beider Gesellschaften mit den dunklen Seiten ihrer Vergangenheit verlief sehr unterschiedlich. Einen Hinweis liefert bereits der Sprachgebrauch: Während sich innerhalb der deutschen Sprache in dem Schlagwort „Vergangenheitsbewältigung“ das Modell eines Umganges mit der Geschichte niederschlägt, findet sich in der spanischen Sprache keine Entsprechung hierfür.

Gerade in jüngsten Zeit sind aber verstärkt Diskussionen um die franquistische Vergangenheit entbrannt, in deren Zusammenhang von einer „recuperación de la memoria histórica” (der Wiedergewinnung des historischen Gedächtnisses) die Rede ist. Hierbei hat die Entdeckung der franquistischen Massengräber seit dem Jahr 2000 besondere Bedeutung erlangt. Tatsächlich ist die jüngste Geschichte Spaniens vermehrt Gegenstand von Auseinandersetzungen vor allem in den Reihen der nachwachsenden Generationen geworden, die die bereits vorhandene Forschung zu Bürgerkrieg und Franco-Diktatur um den Wunsch erweitern, eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu spannen.

Eine gemeinsame Betrachtung der Erinnerungsprozesse in Deutschland und Spanien muss neben einer deutlichen Betonung der Singularität des Holocaustes vor allem die grundlegend verschiedenen Ausgangssituationen für eine Aufarbeitung in beiden Ländern berücksichtigen: Bedeutete die Niederlage Deutschlands einen vehementen Bruch mit dem politischen System und legte die Zukunft Deutschlands in die Hände der Alliierten, folgten dem Ende des Bürgerkriegs in Spanien 40 Jahre Diktatur, in der die Erinnerung auf die Erinnerung der Sieger reduziert war. Als mit dem Tod Francos der Moment für eine Aufarbeitung der republikanischen Seite der Vergangenheit gekommen schien, sprach man sich gegen eine Debatte über die Ereignisse des Bürgerkrieges aus, um den sanften Übergang zur Demokratie nicht zu gefährden.

In der mittlerweile stabilen Demokratie Spaniens finden sich mit der Öffnung der Massengräber oder der lang erwarteten Verurteilung von Francos Putsch 1936 in einer Erklärung des spanischen Parlamentes am 20. November 2002 Anzeichen für das Aufleben einer verspäteten Debatte. Die Aufarbeitung und Wiedergutmachung an den Opfern des Franquismus ist sicher ein notwendiger Schritt für das Selbstverständnis Spaniens und für einen bewussten Umgang mit seiner Gegenwart.

Auch in Deutschland dauerte es eine ganze Weile, bis die quälenden Fragen nach der Vergangenheit gestellt wurden. Auseinandersetzungen wie die Walser-Bubis Debatte vor Jahren oder der Streit um das Holocaust-Mahnmal in Berlin zeugen von der immer noch aktuellen Brisanz des Themas. Zugleich ist die faschistische Vergangenheit längst nicht mehr das einzige Thema, das nach einer angemessenen Form der Erinnerung verlangt. Die Geschichte der beiden deutschen Staaten aufzuarbeiten ist eine wichtige Aufgabe, um das Zusammenwachsen beider Gesellschaften in einem vereinten Deutschland wirklich zu vollziehen.

http://www.cervantes.de/simp/de/projekt.html

http://www.cervantes.de/simp/de/referenten.html

III. Deutsch-Spanische Kulturbegegnung. Migration und kulturelle Identitäten

Madrid 26. - 27. April 2007
Migración

Im ersten Halbjahr 2007 stand für das Goethe-Institut Madrid das Thema „Migration“ im Mittelpunkt. Politiker, Wissenschaftler, Künstler und andere Experten präsentierten Ideen und diskutierten über die aktuellen Entwicklungen der Migration in ihren verschiedenen Aspekten: Politik, Gesellschaft, Religion, Sprache, Literatur – stets fokussiert auf Spanien und Deutschland in europäischen Kontext.

Die in ihrer Bedeutung dramatisch zunehmende Migrationsthematik stellte sich zum damaligen Zeitpunkt in Spanien und Deutschland mit gleicher Dringlichkeit, aber auf der Grundlage unterschiedlicher historischer Voraussetzungen. Deshalb eröffnete ein Vergleich beider Länder die Chance, die vielfältigen, nicht nur damals aktuellen sondern auch historischen Verzweigungen und Schichten der Migration in den Blick zu bekommen. Das Goethe-Institut Madrid und das Instituto Cervantes Berlin wollten diese Chance im Rahmen ihrer Reihe gemeinsamer Symposien zu aktuellen Themen der deutsch-spanischen Kulturbeziehungen im europäischen Kontext nutzen.

Ein wichtiges Anliegen war es, die kulturellen Dimensionen von Migration zu beleuchten, deren Bedeutung und Reichweite für den kulturellen Wandel spätmoderner Gesellschaften allzusehr im Schatten tagespolitischer Debatten stand. Spanien war ein Emigrationsland: im vergangenen Jahrhundert waren bis in die Mitte der 1990er Jahre rund 7 Millionen Menschen ausgewandert. Seit dem Ende des Franquismus und der europäischen Einbindung des Landes war aber zugleich auch ein verstärkter Zuzug lateinamerikanischer Migranten zu verzeichnen.

In jüngster Zeit hat die politisch brisante afrikanische Immigration aus Afrika dazu beigetragen, die kulturellen Dimensionen von Migrationsbewegungen ins Licht der Aufmerksamkeit zu rücken. Deutschland, das mittlerweile bereits die zweite und dritte Migrantengeneration beherbergt, beginnt sich nach der Auflösung des Ost-West-Gegensatzes als Einwanderungsland zu begreifen. Dabei zeigt sich zunehmend, dass es in der Begegnung unterschiedlichster Identitäten um eine Balance zwischen der politischen Integration von Einwanderern und einer gesellschaftlichen Öffnung gegenüber neuen kulturellen Einflüssen gehen muss.

Das Symposium hat dazu beigetragen, die vielfältigen Verzweigungen und die Potentiale der kulturellen Dimensionen von Migration auszuloten. So wurde der intensive und fruchtbare Erfahrungsaustausch in den gemeinsamen Veranstaltungen der beiden Institutionen fortgesetzt, mit der Hoffnung, damit über den deutsch-spanischen Dialog hinaus Impulse und Anregungen für weitere Begegnungen, Diskussionen und Reflexionen freizusetzen. Das Rahmenprogramm beinhaltete eine Foto-Ausstellung von Chamisso-Preisträgern, Lesungen (Emine Sevgi Özdamar) und Filme.

Illustriert und begleitet wurden die einzelnen Themenblöcke des Symposiums von einem Filmzyklus, in dem deutsche und spanische Filme die Geschichte des Menschen in der Fremde beleuchten. Gezeigt wurden sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme.

http://www.goethe.de/mmo/priv/2148950-STANDARD.pdf

http://www.goethe.de/ins/es/mad/acv/lit/2007/de2117332v.htm

IV. Deutsch-Spanische Kulturbegegnung. Kunst + Krise

Berlin 27. - 29. Mai 2010
Sierra

Seit den Jahren 2008/2009 häuften sich weltweit Schlagzeilen über die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Bildenden Künste. Über Wertesysteme als Gegengewicht zu zügelloser Deregulierung und Selbstorganisation der Märkte wurde seitdem angeregt diskutiert. Welche Befürchtungen hatten sich bewahrheitet, was für Entwicklungen zeichneten sich ab, was konnten die Akteure der Kunstszene tun, um negative Folgen a6bzuwenden? Die IV. Deutsch-Spanische Kulturbegegnung mit dem Titel „Kunst + Krise“, die vom 27. bis 29. Mai 2010 in Berlin stattfand, lud zur Diskussion ein: an drei Tagen widmeten sich 31 Experten in sechs Gesprächsrunden den Wechselwirkungen zwischen der damaligen Wirtschaftslage und den Bildenden Künsten.

Die vom Instituto Cervantes und dem Goethe-Institut veranstaltete Kulturbegegnung brachte deutsche und spanische Persönlichkeiten aus der Kunstwelt zusammen und schaffte so ein Forum für Information und Austausch, das auch kunstinteressierten Berlinern offen stand. Die Akteure in Deutschland und Spanien sollten enger miteinander vernetzt sowie der kulturelle Dialog verstärkt werden. Im Zentrum standen Begegnungen zwischen Künstlern, Kulturinstitutionen, Sammlern und anderen Vertretern des Kunstsektors der beiden Länder, die in unterschiedlichen Konstellationen kritisch und konstruktiv einen kreativen Umgang mit der Krise reflektierten.

http://www.cervantes.de/kunstundkrise/index.html

http://www.goethe.de/mmo/priv/6265314-STANDARD.pdf

http://www.goethe.de/mmo/priv/6265298-STANDARD.pdf